Seit Juni 2022 können Apotheken unterschiedliche pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) gegen Honorar anbieten. Nach einer Blitzumfrage der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände im Sommer verläuft der Start in Brandenburg jedoch erheblich schleppender als in anderen Bundesländern. 88,89 Prozent der Apothekenleiter in unserem Bundesland begründen dies vor allem mit dem Personalmangel, an dem die brandenburgischen Apotheken besonders leiden. Auf dieses Problem und seine negativen Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung hat die Landesapothekerkammer Brandenburg in den letzten Jahren bereits mehrfach hingewiesen.
„Es ist unter den Kolleginnen und Kollegen unbestritten, dass neue pDL wie beispielsweise die erweiterte Medikationsberatung von Patient*innen, die mehrere Arzneimittel pro Tag einnehmen müssen, oder die standardisierte Risikoerfassung bei Menschen mit hohem Blutdruck die Sicherheit der Arzneimitteltherapie vor allem von besonders gefährdeten Patient*innen deutlich verbessern können“, erklärt hierzu Jens Dobbert, der Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg. Zudem seien sich die Apothekenleiter*innen sicher, dass die pDL ein attraktives Aufgabengebiet für den Beruf und seinen Nachwuchs sind und das Angebot von derartigen Dienstleistungen die Apotheke im Wettbewerb erheblich besser positionieren würde. Dennoch bieten derzeit 3⁄4 der Apotheken diese Dienstleistungen nicht an (bundesweit sind es 50 Prozent). Auch die Zahl derjenigen, die dies für die Zukunft ebenfalls nicht planen, liegt erheblich über dem Schnitt von Gesamtdeutschland.
„Wenn die brandenburgische Apothekerschaft jetzt trotz der Möglichkeit eines zusätzlichen Honorars der Entwicklung auf Bundesebene wegen fehlenden pharmazeutischen Personals deutlich hinterherhinkt, ist das ein weiteres Alarmsignal, das die verantwortlichen Politiker nicht weiter ignorieren dürfen. Im Interesse der Versorgung vieler älterer und chronisch kranker Menschen muss die Politik endlich daran gehen, die Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Ausbildung und den gesicherten Apothekenbetrieb in unserem Lande schnell, wirksam und nachhaltig zu verbessern“, so Dobbert.
„Die Menschen in Brandenburg haben ein Recht darauf, in gleichem Maße wie die Patient*innen in anderen Bundesländern von dem verstärkten Einsatz pharmazeutischer Kompetenz zu profitieren. Auch wenn die Landespolitik dies bislang anders entschieden hat: Die Errichtung eines pharmazeutischen Studienganges in Brandenburg wäre ein erster und wichtiger Schritt, gegen den Personalmangel in Apotheken vorzugehen“, betonte Jens Dobbert. Die gerade auf Bundesebene beschlossene Erhöhung des Apothekenabschlages bezeichnete der Kammerpräsident dagegen als absolut kontraproduktiv.
Quelle: Landesapothekerkammer Brandenburg