Die Tagesschau berichtete zur besten Uhrzeit während der Halbzeitpause des Endspiels der Fußballweltmeisterschaft Erschreckendes.
Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt hat zur „Solidarität“ aufgerufen. Die Menschen sollten sich gegenseitig mit Medikamenten aus ihrer Hausapotheke aushelfen. Nachbarschaftsflohmärkte für Arzneien, auch bereits abgelaufene Medikamente könnten dafür infrage kommen.
Doch Herr Reinhardt weiß offenbar nicht, wie gefährlich das ist.
„Seine Äußerungen sind an Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten“, sagt Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg. „Auch knappe Arzneimittel gehören in Fachhände! Die individuelle Abgabe muss ausschließlich über Apotheken erfolgen. DAS ist Patientensicherheit.“ Arzneimittel werden in Deutschland nur zugelassen, wenn die Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und entsprechende Qualität nachgewiesen wurde. Nur bis zu dem auf der Verpackung angegebenen Verfalldatum ist das garantiert. Hersteller ermitteln in groß angelegten Tests, wie lange ein Medikament stabil bleibt. Hat ein Präparat das Verfalldatum überschritten, wirkt es möglicherweise nicht mehr ausreichend. „Das ist besonders problematisch bei Antibiotikasäften, die durch ungenügende Wirkstoffdosis dann möglicherweise die minimale Hemmkonzentration nicht mehr erreichen und somit einerseits Resistenzen befördern oder andererseits gar unwirksam sind“, so Dobbert.
Auch können durch Wirkstoffzersetzung sogar gesundheitsschädliche Substanzen entstehen. „Nach Anbruch reagieren Inhaltsstoffe mit Sauerstoff aus der Luft oder auf Licht, Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Dadurch zersetzen sie sich oder wandeln sich um. Das weiß ja schon jedes Schulkind“, bemerkt Dobbert. Ebenso ist eine Erhöhung der Anzahl krankmachender Bakterien möglich.
Apotheker*innen sind die Fachleute, die für Patientensicherheit stehen, mit Rat und Tat für Ihre Kunden da sind und alles möglich machen, um Ihre Kundschaft mit qualitativ hochwertigen und sicheren Arzneimitteln zu versorgen. Trotz der laut BfArM aktuell 300 Lieferengpässe arbeiten sie unermüdlich mit Fachwissen, Engagement und Einfallsreichtum, um für jede*n eine Lösung zu finden.
Dass Apotheken durch Hamstern zu den Lieferengpässen beigetragen hätten, ist haltlos. Apotheken haben nach Apothekenbetriebsordnung die Pflicht, sich mit Medikamenten für eine Woche zu bevorraten, um die Bevölkerung ordnungsgemäß mit Arzneimitteln und apothekenpflichtigen Medizinprodukten zu versorgen. Vielmehr müssen die Apotheken nun wiedermal die Misswirtschaft der Politik ausbaden.
Quelle: Landesapothekerkammer Brandenburg