In Cottbus hat am 6. Oktober eine außergewöhnliche Mission begonnen: Mit modernster Seismik-Technologie wollen Forscher herausfinden, ob unter der Niederlausitz genug Erdwärme schlummert, um künftig ganze Städte klimafreundlich zu heizen.

Brandenburgs Energie- und Klimaschutzminister Daniel Keller gab gemeinsam mit dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) den Startschuss für eine großangelegte Untersuchung des Untergrundes. Das Besondere: Auch Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs vom Max-Steenbeck-Gymnasium waren beim Auftakt dabei und werden das Projekt wissenschaftlich begleiten.

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Zwei Teams durchleuchten 110 Kilometer
Ab Mitte Oktober rücken zwei Gruppen mit jeweils zwei sogenannten Vibro-Trucks aus. Diese Spezialfahrzeuge erzeugen Schallwellen, die tief in die Erde eindringen und Informationen über die geologischen Schichten liefern. Die erste Gruppe startet am Cottbuser Nordring und arbeitet sich bis nach Peitz vor, die zweite erkundet die Strecke zwischen Cottbus und Guben. Insgesamt werden 110 Kilometer untersucht – in etwa drei Wochen soll die Kampagne abgeschlossen sein.
Ein „Atlas der Tiefe“ für Brandenburg
Das Ziel ist ehrgeizig: Die Wissenschaftler suchen nach warmen, wasserführenden Gesteinsschichten in der Tiefe, sogenannten Aquiferen. „Wir erstellen einen ‚Atlas der Tiefe‘, den wir öffentlich zugänglich machen werden“, erklärt Minister Keller. Diese geologischen Daten sollen Kommunen bei ihrer Wärmeplanung unterstützen und das finanzielle Risiko für künftige Geothermie-Projekte deutlich senken.
Die Vision: Erdwärme könnte eine bedeutende, CO₂-freie Energiequelle für die Niederlausitz werden. „Wenn bisher Kohle, Öl oder Gas verbrannt werden mussten, um Fernwärmenetze zu betreiben, kann dies künftig die Erdwärme leisten“, so der Minister. Das Land investiert 2,5 Millionen Euro in das Projekt.
Klimaziele im Blick
Die Erdwärme-Offensive ist Teil des brandenburgischen Klimaplans. Im Bereich Gebäude sollen die Emissionen bis 2030 auf 1,9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent reduziert werden. Tiefengeothermie bietet dabei einen entscheidenden Vorteil: Sie ist unabhängig von Jahreszeit, Tageszeit und Wetter – eine praktisch unerschöpfliche Energiequelle direkt unter unseren Füßen.
Bürger können zuschauen
Die Resonanz in der Bevölkerung ist groß. Bereits ein Informationsmarkt zur Seismik-Kampagne am 26. September in Cottbus lockte zahlreiche Interessierte an. Wer die Vibro-Trucks live bei der Arbeit erleben möchte, kann werktags zwischen 7:00 und 17:45 Uhr vorbeischauen und beobachten, wie die Ultraschallwellen in die Tiefe geschickt werden.
„Die Unterstützung ist für uns selbstverständlich, denn Tiefengeothermie ist für Cottbus sehr relevant“, betont Bürgermeisterin Doreen Mohaupt. Auch Enrico Drewitz von der Energieversorgung Guben freut sich auf die Ergebnisse: „Wir sind sehr gespannt, welches Potenzial bei uns besteht.“
Schulprojekt mit Praxisbezug
Für die Schüler des Max-Steenbeck-Gymnasiums wird die Seismik-Kampagne zum lebendigen Unterricht. Unter Leitung von Physiklehrer Tim Scharmacher werden sie das Projekt begleiten und Facharbeiten darüber verfassen. „Die Schüler lernen so hautnah, wie Geophysik funktioniert“, erklärt Scharmacher.
Aktuelle Informationen zu den Einsatzorten der Vibro-Trucks veröffentlicht das LBGR kurzfristig auf www.lbgr.brandenburg.de. Bei Fragen steht das Landesamt unter Telefon 0355/48640-0 oder per E-Mail an tiefengeologie@lbgr.brandenburg.de zur Verfügung.
Vorschaubild: Vibro-Truck © MWAEK
Quelle: MWAEK Land Brandenburg