Mitte April 2024 eröffnete das museum oder-spree auf Burg Beeskow die Ausstellung »kolonial okal wir packen aus«, eine Kooperation mit der weißensee kunsthochschule berlin. Sie zeigt erstmals den ethnologischen Sammlungsbestand des Museums und stellt die Debatte um Deutschlands koloniale Vergangenheit in einen regionalen Zusammenhang.
Dr. Kerstin Volker-Saad, Ethnologin und Kunstsachverständige für afrikanische Kunst, hatte im Vorfeld einen »Erstcheck zu kolonialem Sammlungsgut im Museum Eberswalde, im Museum Oder-Spree und im Wegemuseum Wusterhausen/Dosse« vorlegen können. Was die Expertin speziell zum Beeskower Bestand zu sagen hat, erfahren wir in einer Gesprächsrunde am Donnerstag, dem 10. Oktober 2024, um 19 Uhr auf Burg Beeskow.
Ein museales Objekt ohne Inventareintrag bereitet Kopfschmerzen: Worin liegt sein Wert, wenn die Fundumstände nicht mehr bekannt sind? Will man eine Objektbiografie entschlüsseln, sind die Hürden besonders hoch, wenn man es mit außereuropäischem Kulturgut zu tun hat. Der »Erstcheck Koloniale Kontexte«, initiiert durch den Museumsverband des Landes Brandenburg e. V. und finanziert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) in Magdeburg, gilt somit als interessantes Pilotprojekt, das Wissenslücken schließen will.
Im August 1953 wurden im damaligen Biologischen Heimatmuseum Beeskow unter den Inventarnummern 335 bis 406 insgesamt mehr als 100 Einzelstücke inventarisiert, die als Provenienz den Eintrag »Geschenk von Herrn Meyer aus Mochlitz« führten: »Der Großwildjäger hatte sie in ehemals deutschen Kolonien zusammengetragen. Sie bestand aus Trophäen, Jagdwaffen, Gebrauchsgegenständen sowie 5 Modellköpfen aus Gips.« (Marlies Coburger, Provenienzrecherche in Stadt- und Regionalmuseen des Landes Brandenburg, 2020)
Wer dieser Hans Meyer, Besitzer des Ritterguts Mochlitz am Raduschsee (heute zu Jamlitz gehörig, ca. 20km südlich von Beeskow) war, konnte geklärt werden wenn auch im Dunkel bleibt, wie Zeitgenossinnen und Zeitgenossen sein Jagdzimmer wahrnahmen. Entlassen aus der Verantwortung, wie wir heute konkret mit Kolonialgut umgehen sollten, sind wir hingegen nicht.
Förderer:
Ein Projekt im Rahmen von »Welten verbinden Kulturland Brandenburg 2024/2025«. Kulturland Brandenburg 2024/2025 wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg. Mit freundlicher Unterstützung der brandenburgischen Sparkassen und der Investitionsbank des Landes Brandenburg
Vorschaubild: Schmuckkamm, im Eingangsbuch des Museums 1953 bezeichnet mit »Schmuckkamm der Kuanjama, Ovamboland« aus dem Norden Namibias, Herstellung vermutlich vor 1918, Teil der Sammlung Hans Meyer (kam 1953 als Schenkung in den Museumsbestand), Foto: Armin Herrmann
Quelle: PM Burg Beeskow