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2025 steht im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren. Insbesondere die Oder-Spree-Region wurde 1945 von schweren Kämpfen und Zerstörungen getroffen, ehe die Herrschaft der Nationalsozialisten endete. In Erinnerung an die damaligen Ereignisse startet Landrat Frank Steffen zu einer Gedenktour, bei der im Laufe des Frühjahrs diverse Gedenkorte besucht werden. „Es ist mir ein Anliegen, zum diesjährigen Gedenken an das Kriegsende abseits großer Schauplätze direkt in unserer Region die lokalen Orte zu beleuchten, an denen sich Tragödien des Krieges und der Nazi-Herrschaft ereignet haben“, so Frank Steffen.

Den Auftakt der Gedenktour bildete am Donnerstag, den 13. März ein Besuch in Fürstenwalde. Gedenkstättenlehrer Ingolf Pötsch startete den Rundgang an der Hachschara- Gedenkstätte auf dem ehemaligen Gelände des Landwerks Neuendorf im Sande.

Das Landwerk Neuendorf war von 1932 bis 1941 das größte jüdische Lehrgut in Deutschland. Es bot im Sinne der zionistischen Hachschara-Bewegung umfangreiche Möglichkeiten für landwirtschaftliche, gartenbauliche und hauswirtschaftliche Ausbildung von jüdischen Mädchen und Jungen zur Vorbereitung auf ihr zukünftiges Gemeinschaftsleben außerhalb Deutschlands. Von den Nationalsozialisten war die jüdische Ausbildungsstätte schließlich zu einem Sammel- und Zwangsarbeitslager für Juden und Jüdinnen umfunktioniert worden. 1943 wurden die letzten noch verbliebenen Kinder, Jugendlichen und Lehrerinnen und Lehrer nach Auschwitz und in andere Todeslager der Nazis deportiert. Unter ihnen befand sich auch die Lehrerin Clara Grunwald und das Mädchen Jutta Baumwol.

Auch der Gedenkstätte für das ehemalige sowjetischen Internierungslager Ketschendorf stattete Landrat Frank Steffen einen Besuch ab. Grundlage des Areals war die 1940 erbaute Arbeitersiedlung der Deutschen Kabelwerke in Ketschendorf, welche von Mai 1945 bis Februar 1947 als „Speziallager Nr. 5“ genutzt wurde. Dort wurden insgesamt rund 10.000 deutsche Zivilisten und Kriegsgefangene der Russischen Befreiungsarmee ohne gerichtliches Urteil eingesperrt. Unter den Zivilisten waren neben früheren NSDAP-Mitgliedern auch bürgerliche Oppositionelle zur sowjetischen Besatzungspolitik und mehr als 1.600 Jugendliche im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren, denen unterstellt worden war, als Partisanen der früheren Hitler-Jugend, sogenannten Werwölfen, gegen die Besatzungsmacht kämpfen zu wollen. Über 4.600 Internierte starben unter anderem an Unterernährung und Tuberkulose.

Als letzte Station des Gedenktermins besuchte Frank Steffen eine Ausstellung zum jüdischen Industriepionier Siegfried Hirschmann im Museum Fürstenwalde. Hirschmann gründete die Deutsche Kabelwerke AG in Fürstenwalde und konnte sich und seine Frau Frieda kurz vor Kriegsbeginn 1939 nach Guatemala in Sicherheit bringen. Siegfrieds Bruder Bernhard und drei weitere Schwestern wurden im KZ ermordet. Während des 2. Weltkriegs wurde sein Fürstenwalder Werk zum Rüstungsbetrieb umfunktioniert.

„Die Führungen von Ingolf Pötsch haben mir einen detaillierteren Blick auf die Schrecken des Krieges in der Region Oder-Spree vermittelt. Gerade in der heutigen Zeit voller politischer Verwerfungen müssen uns diese Schicksale eine Mahnung sein“, so das Fazit des Landrates.

Weitere Termine und Orte, die im Rahmen der Gedenktour geplant sind:

  • 26. März 2025 / 11:00 Uhr: Grünheide, Denkmal für Verfolgte des Naziregimes, KZ- Außenstelle
  • 02. April 2025 / 15:00 Uhr: Hartmannsdorf, Gedenkstein an die Opfer eines SS-Massakers
  • 03. April 2025 / 15:00 Uhr: Müllrose, Vorstellung eines Projektes mit Schülerinnen und Schülern an den Stolpersteinen
  • 10. April 2025 / 15:00 Uhr: Reichenwalde, Verlegung eines Stolpersteins bei den Wohnstätten der Hoffnungstaler Stiftung
  • 25. April 2025 / 10:00 Uhr: Beeskow, Gedenktermin Bombardierung Marienkirche Beeskow
  • 28. April 2025 / 15:00 Uhr: Bad Saarow, Bunkeranlage Fuchsbau und KZ-Außenstelle Ketschendorf
  • 30. April 2025 / 10:00 Uhr: Eisenhüttenstadt, Platz des Gedenkens: Austausch mit Schülerinnen und Schülern zum Gefangenenlager Fürstenberg
  • 05. Mai 2025 / 15:00 Uhr: Fürstenwalde, Austausch mit Schülerinnen und Schülern zum Kriegsende auf dem Ottomar-Geschke-Platz
  • 08. Mai 2025 / 18:00 Uhr: Beeskow, Abschlussveranstaltung und Vorstellung des Heimatheftes zum Thema 80 Jahre zweiter Weltkrieg in der Kupferschmiede

Gerne können sich Interessierte den Terminen anschließen.

Vorschaubild: Landrat Frank Steffen lässt sich von Gedenkstättenlehrer Ingolf Pötsch die Hintergründe zum Hachschara-Gedenkort in Neuendorf im Sande erklären
Quelle: PM LOS

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