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Die Autorin Luo Lingyuan übernimmt als 33. Schriftstellerin das traditionsreiche Amt der Burgschreiberin zu Beeskow. Eine sechsköpfige Jury entschied sich am Montagnachmittag nach dreistündiger Beratung einstimmig für die 61-jährige Berliner Autorin, die von Januar bis Mai 2026 in der mittelalterlichen Burg leben und arbeiten wird.

Internationale Konkurrenz um begehrtes Literaturstipendium

Die Entscheidung fiel bei starker Konkurrenz: Insgesamt 58 Autorinnen und Autoren aller Altersgruppen hatten sich um die begehrte Residenz beworben. Die Bewerbungen kamen nicht nur aus deutschen Städten wie Berlin, München, Aachen, Braunschweig, Köln, Mannheim und Hannover, sondern auch aus Basel, Wien und sogar aus Georgien, Spanien und Italien. Besonders viele Interessierte meldeten sich traditionell aus Leipzig und Hildesheim – den beiden Hochburgen der deutschen Literaturausbildung mit ihren renommierten Literaturinstituten.

Die eingereichten Texte spiegelten die ganze Bandbreite literarischen Schaffens wider: von Lyrik über Essays, Kurzgeschichten und Romanauszüge bis hin zu Drama- und Drehbuchauszügen.

Von Shanghai nach Berlin – ein literarischer Lebensweg

Luo Lingyuan bringt eine bemerkenswerte Biografie mit: 1963 in der Volksrepublik China geboren, studierte sie Journalismus und Computerwissenschaften in Shanghai, bevor sie 1990 nach Berlin übersiedelte. Seit 2002 arbeitet sie als freie Journalistin für Print und Rundfunk, seit 2003 als freie Schriftstellerin. Ihre Romane und Erzählungen wie „Die Sterne von Shenzhen“, „Nachtschwimmen im Rhein“ und „Das fragile Glück der Harmonie“ erschienen bei renommierten Verlagen wie dtv und Secession Verlag.

Mehrfach ausgezeichnete Literatin

Die Autorin kann bereits auf mehrere wichtige Literaturpreise zurückblicken: 2007 erhielt sie den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises, 2017 den Erfurter Stadtschreiber-Literaturpreis und 2020 das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin.

Chinesische Bildwelten treffen deutsche Märchen

Die Jury begeisterte besonders Luo Lingyuans einzigartige Fähigkeit, chinesische Bildwelten mit deutschen Märchen zu verknüpfen. Ihre literarische Auseinandersetzung mit chinesischen Macht- und Staatsstrukturen stelle sie in die Tradition des Schriftstellers Günter de Bruyn (1926–2020), der seit den 1960er-Jahren in der Nähe von Beeskow lebte.

Als ausschlaggebend für die Wahl erwies sich auch Luo Lingyuans besondere Perspektive: Mit ihrem „Blick aus der Ferne“ bringe sie eine große Aufgeschlossenheit für die örtlichen Gegebenheiten mit – eine ideale Voraussetzung für das Amt der Burgschreiberin.

Vielfältige Jury mit lokaler Verankerung

Der Jury gehörten neben dem 32. Burgschreiber Henning Rabe und Christina Tilmann, Leiterin des Ressorts Kultur & Unterhaltung der Märkischen Oderzeitung, auch Kerstin Bartelt als stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Beeskow, André Förster vom Verlag für Berlin-Brandenburg, Stephanie Lubasch als Sachgebietsleiterin der Burg Beeskow sowie die Schülerin Anna Sterzinsky vom Beeskower Rouanet-Gymnasium an.

Fünf Monate mit Stipendium und freier Unterkunft

Das seit 1993 bestehende Amt wird vom Landkreis Oder-Spree und der Stadt Beeskow für fünf Monate vergeben. Es ist mit einem Förderstipendium von 5.000 Euro sowie freiem Wohn- und Arbeitsraum auf der historischen Burg verbunden. Das Stipendium ermöglicht es der Burgschreiberin, eigene literarische Projekte zu verwirklichen, wobei ein aktiver Austausch mit Stadt und Region erwünscht ist.

Feierliche Amtseinführung im Januar

Luo Lingyuan wird am 10. Januar 2026 um 19 Uhr im Rahmen einer Antrittslesung im Konzertsaal der Burg Beeskow ins Amt eingeführt.

Zu den Burgschreibern vergangener Jahre gehörten namhafte Autoren wie der 2005 verstorbene Henryk Bereska, Katja Lange-Müller, Regina Hilber, Armin Strohmeyr, Ines Geipel, Ralph Hammerthaler, Franziska Hauser und Inka Bach.


Vorschaubild: Luo Lingyuan ©privat
Quelle: Burg Beeskow 

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