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Die Konjunkturstimmung in Ostbrandenburg verbessert sich leicht, doch die Unterschiede zwischen den Branchen könnten kaum größer sein. Während die Industrie mit einer historisch schlechten Auftragslage zu kämpfen hat, zeigen andere Wirtschaftszweige zaghafte Erholungstendenzen.

Die IHK Ostbrandenburg hat die Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage für den Herbst 2025 vorgelegt – und sie zeichnen ein differenziertes Bild der regionalen Wirtschaft. Der Konjunkturklimaindex ist gegenüber dem Frühsommer um zwei Punkte auf 90 gestiegen. Doch dieser Wert liegt weiterhin deutlich unter der wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Besonders auffällig: Die Entwicklung fällt je nach Branche und Betriebsgröße sehr unterschiedlich aus. Während kleinere Unternehmen Stabilität zeigen, blicken größere Betriebe mit Sorge in die Zukunft.

Aktuelle Geschäftslage: Geteilte Einschätzungen

Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen (29,1 Prozent) bewertet die aktuelle Geschäftslage als gut. Die Mehrheit von 51,6 Prozent bezeichnet sie als befriedigend, während 19,3 Prozent ihre Situation als schlecht einschätzen. Der Blick nach vorn zeigt verhaltenen Optimismus: Nur 5,9 Prozent der Betriebe rechnen in den kommenden Monaten mit besseren Geschäften, 62,5 Prozent erwarten gleichbleibende Bedingungen und fast ein Drittel (31,6 Prozent) befürchtet eine Verschlechterung.

„In den Umfrageergebnissen spiegelt sich die gewachsene Krisenresilienz unserer regionalen Unternehmen wider. So fasst das Baugewerbe langsam wieder Tritt“, erklärt Monique Zweig, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostbrandenburg. Gleichzeitig warnt sie: „Zugleich geben die historisch schlechte Auftragslage der Industrie und die vielfach ausgeprägte Zurückhaltung bei Investitionen Anlass zur Sorge.“

Investitionen und Personal: Vorsicht überwiegt

Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen hat sich seit Jahresbeginn abgeschwächt. Während Anfang 2025 noch 19,5 Prozent der Betriebe höhere Investitionen planten, sind es im Herbst nur noch 17,1 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die ihre Investitionen zurückfahren wollen, von 7,1 auf zehn Prozent gestiegen. Beim Personal zeichnet sich hingegen ein leicht steigender Bedarf ab – allerdings variieren diese Werte stark zwischen den einzelnen Branchen.

Industrie in der Krise: Erstmals seit 20 Jahren Mehrheit mit rückläufigen Aufträgen

Die Situation der Industrie gibt besonderen Anlass zur Sorge. Ein Viertel der Industriebetriebe bezeichnet seine Geschäftslage als schlecht. Fast die Hälfte (45,6 Prozent) erwartet künftig schlechtere Geschäfte, während nur 6,6 Prozent mit einer Verbesserung rechnen. Besonders alarmierend: Erstmals seit zwei Jahrzehnten meldet eine Mehrheit der Industrieunternehmen (59,4 Prozent) zurückgehende Auftragseingänge.

„Die Industriebetriebe kämpfen mit einem komplexen Mix an negativen Effekten, worauf sie selbst kaum Einfluss haben“, so Monique Zweig. „Dazu gehören politische Rahmenbedingungen, stark steigende Kosten für Personal, Energie und Rohstoffe sowie eine sinkende Nachfrage.“ Die IHK-Hauptgeschäftsführerin fordert: „Hier sind Europa-, Bundes- und Landespolitik gefordert, schnellstmöglich gegenzusteuern.“

Baugewerbe: Stabilisierung nach schwieriger Phase

Deutlich besser präsentiert sich die Lage im Baugewerbe. Die Geschäftslage hat sich spürbar verbessert, und der Großteil der Baubetriebe (70,4 Prozent) rechnet mit einer Stabilisierung. Dank der verbesserten Auftragslage wird auch der Personalabbau gebremst. Allerdings zeigen sich viele Betriebe bei Investitionen noch zurückhaltend – nur knapp jeder dritte (31,5 Prozent) signalisiert Investitionsbereitschaft. Ohne gezielte Entlastungen und Investitionsimpulse droht die Erholung der Branche ins Stocken zu geraten.

Handel: Einzelhandel erholt sich, Großhandel schwächelt

Auch im Handel hat sich die Stimmung aufgehellt, wenngleich noch fast die Hälfte der Händler (45,9 Prozent) ihre Geschäftslage als schlecht bewertet. Diese negative Einschätzung geht vor allem auf den Großhandel zurück, während sich der Einzelhandel nach einem starken Tief langsam erholt. Der Einzelhandel sieht sich dabei weiterhin unter Druck bei den Personalkosten – offensichtlich eine Folge des steigenden Mindestlohns.

Als größtes Risiko sehen sowohl Einzelhändler als auch Großhändler die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (83,7 Prozent). Ein weiteres bedeutendes Risiko stellt der Inlandsabsatz dar, insbesondere durch den wachsenden Druck des Online-Handels.

Dienstleister: Robuste Geschäftsentwicklung

Die Dienstleistungsbranche zeigt sich robust. Mit einem Konjunkturklimaindex von 98 Punkten bewegt sie sich nahe der neutralen Zone – weder Euphorie noch Krise sind spürbar. Die Mehrheit der Unternehmen (63,4 Prozent) ist zuversichtlich, dass die Geschäfte auf dem aktuellen Niveau weiterlaufen werden. Die Investitionsbereitschaft liegt mit 61,1 Prozent hoch, auch wenn das Investitionsvolumen insgesamt rückläufig ist. Dies deutet darauf hin, dass viele Unternehmen auf Sicht fahren. Die Personalpläne bleiben stabil.

Als größtes Risiko sehen 62,3 Prozent der befragten Dienstleister die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, gefolgt vom Fachkräftemangel mit 49,6 Prozent.

Verkehrsgewerbe: Stabilisierung auf niedrigem Niveau

Das Verkehrsgewerbe hat die Talsohle offenbar durchschritten und stabilisiert sich. Drei Viertel der Verkehrs- und Logistikunternehmen (73,4 Prozent) sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Auch die Investitionsbereitschaft ist jüngst auf 68,3 Prozent gestiegen. Dennoch zeigt der Konjunkturklimaindex von nur 82 Punkten, dass noch erheblicher Nachholbedarf für einen nachhaltigen Aufschwung der Branche besteht. Beim Personal konzentrieren sich die Unternehmen vor allem darauf, ihre Belegschaft zu halten.

Weitere Informationen: Die vollständigen Ergebnisse der Konjunkturumfrage finden Sie unter ihk-obb.de/konjunktur


Vorschaubild: Symbolbild Canva
Quelle: IHK Ostbrandenburg Frankfurt (Oder)

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