Der einzige Flussauen-Nationalpark Deutschlands feiert Jubiläum – von turbulenten Anfängen zum Stolz einer ganzen Region
Vor 30 Jahren begann ein ambitioniertes Projekt: 1995 wurde der Nationalpark Unteres Odertal gegründet und die einzigartige Flussauenlandschaft der Oder dauerhaft unter Schutz gestellt. Heute ist der Park nicht nur ein Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten, sondern auch ein wichtiger Motor für die regionale Entwicklung. Am 17. Oktober wird das Jubiläum mit einer Festveranstaltung in Schwedt gefeiert.
Von der Vision zur Realität
Die Geschichte des Nationalparks ist eng mit Professor Michael Succow verbunden, Träger des Alternativen Nobelpreises. Gemeinsam mit seinem Freund Professor Mieczysław Jasnowski entwickelte er die Vision eines deutsch-polnischen Nationalparks. Die Aufnahme des Nationalparkprogramms in den deutschen Einigungsvertrag ermöglichte die Umsetzung auch nach der Wiedervereinigung.
Die größte Herausforderung: Fast das gesamte Gebiet war landwirtschaftlich genutzt und in Privatbesitz. Die Lösung lag in einem innovativen Ansatz mit dem Gewässerrandstreifenprojekt und einem der größten Flurbereinigungsverfahren Deutschlands mit rund 20.000 Hektar und über 2.000 Beteiligten. Ein transparenter Prozess unter Einbeziehung aller Akteure führte zum Nationalparkplan. Das Prinzip seitdem: Nur Maßnahmen mit breiter Zustimmung im Kuratorium werden umgesetzt.
Naturschutz trifft regionale Entwicklung
Die Initiative „Mit der Region – für die Region“ hat den Nationalpark fest in der Bevölkerung verankert. Beliebte Veranstaltungsformate wie die Kranichtage in Gartz und Mescherin oder die Singschwantage in Criewen ziehen bis zu 200.000 Besucherinnen und Besucher jährlich an. Eine Partnerinitiative vereint heute 25 Partner – darunter Gastbetriebe, Naturführer und die Uckermärkischen Verkehrsbetriebe.
Die Infrastruktur wurde kontinuierlich ausgebaut: Beobachtungstürme, Erlebnispfade, Wasserwanderrastplätze, zwei wasserstoffbetriebene Nationalparkbusse und das Natura-2000-Haus in Criewen entstanden in enger Kooperation mit den Kommunen und westpommerschen Landschaftsschutzparks.
Das größte Geburtstagsgeschenk
Nach 25 Jahren geht das Flurbereinigungsverfahren nun seinem Abschluss entgegen. Zum 1. Januar 2026 wird in der Schutzzone Ib auf weiteren 1.300 Hektar die Nutzung endgültig eingestellt. Damit erfüllt der Nationalpark die Zielvorgabe des Bundesnaturschutzgesetzes, auf mehr als der Hälfte seiner Fläche das Prinzip „Natur Natur sein lassen“ umzusetzen.
Auch international wächst der Park: Die Vision eines grenzüberschreitenden Schutzgebietes wird im Jubiläumsjahr Wirklichkeit – mit der geplanten Unterschutzstellung von Teilen des polnischen Zwischenoderlandes als Nationalpark.
Ein Hotspot der Artenvielfalt
Die geschützte Flussaue ist einzigartig in Mitteleuropa mit 1.186 nachgewiesenen Farn- und Blütenpflanzen, mehr als 150 davon in Brandenburg gefährdet. Der Nationalpark schützt den Lebensraum gefährdeter Arten wie Fischotter, Schlammpeitzger und Große Moosjungfer.
Besonders bedeutend ist das Gebiet für die Vogelwelt: Für 18 Vogelarten zählt es zu den fünf landesweit wichtigsten Vorkommensgebieten. Für acht Arten, darunter Gänsesäger, Trauerseeschwalbe und Wachtelkönig, ist das Untere Odertal sogar das wichtigste Gebiet in Brandenburg.
In der Pflegezone werden wertvolle Brenndoldenauenwiesen durch extensives Grünlandmanagement erhalten, das seit 2015 erfolgreich praktiziert und mit bis zu 185.000 Euro jährlich aus Landes- und EU-Mitteln unterstützt wird. Ein umfangreiches Monitoringprogramm und Kooperationen mit Universitäten ermöglichen zudem wichtige Forschung zu Regenerationsprozessen und Klimawandelanpassung.
Festveranstaltung am 17. Oktober
Das 30-jährige Bestehen wird am 17. Oktober 2025 um 18 Uhr im FilmforUM Schwedt gefeiert. Auf dem Programm stehen eine Festrede von Ministerpräsident Dietmar Woidke, filmische Aufnahmen aus dem Nationalpark, eine Diskussion mit Wegbegleitern sowie ein Auftritt des Nationalparkchors.
Vorschaubild: Symbolbild Canva
Quelle: MLEUV Land Brandenburg




