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Robert Habeck und der (noch) Wirtschaftsminister Steinbach aus Brandenburg übergaben in diesem Jahr den Förderbescheid für die Produktion von CO2-freiem Stahl. Damit hat man die Entscheidung für die Umstellung auf „Grünen Stahl“ an die Konzernleitung von ArcelorMittal weitergeschoben. Mit einer Entscheidung rechnet man frühestens im 2. Quartal 2025. Doch die Bedingungen für eine Entscheidung, die Produktion umzustellen, sind denkbar schlecht. Der benötigte Strom für die Lichtbogenöfen existiert nicht und ist auch extrem teuer. Aus diesem Grund hat auch das Stahlwerk in Brandenburg die Produktion für 3 Monate ausgesetzt. Grüner Wasserstoff ist noch in weiter Ferne, und für die Produktion benötigt man für die Übergangszeit das teure Erdgas. Zusammengefasst: Der „Grüne Stahl“ ist in der Herstellung extrem teuer und findet so keinen Markt. Nun hat ArcelorMittal mitgeteilt, welche Bedingungen vorliegen müssen, um die Dekarbonisierung zum Erfolg zu führen. Die Projekte, so der Konzern, basieren auf einer günstigen Kombination aus Politik, Technologie und Marktentwicklungen. Diese derzeitige Kombination dient nicht dazu, eine positive Entscheidung zu treffen.

Zitat aus der Erklärung: Bevor endgültige Investitionsentscheidungen getroffen werden, ist es notwendig, einen vollständigen Überblick über das politische Umfeld zu haben, das sicherstellt, dass die Stahlherstellung mit höheren Kosten in Europa ohne einen globalen CO2-Preis wettbewerbsfähig sein kann. 

Eigentlich geht es um die europäische Stahlindustrie, hier müssen auch politische Entscheidungen getroffen werden. Darunter auch Schutzmaßnahmen gegenüber den steigenden Importen aufgrund der Überkapazitäten in China. 

Nun wurde, früher als gedacht, der Ball in Richtung Politik zurückgeschoben. Die klare Aussage: Ändert die Rahmenbedingungen für Strompreis, Wasserstoffverfügbarkeit und Abnahme des teureren „Grünen Stahls“. 

Letzteres zielt wohl auf eine Marktabschottung Europas, um dem „Grünen Stahl“ zum Durchbruch zu verhelfen. Eventuell eine Verpflichtung, in öffentlichen Bauprojekten den „Grünen Stahl“ einsetzen zu müssen?

Nach dieser Veröffentlichung von ArcelorMittal (das Original hier im Anhang) bleibt abzuwarten, wie die Politik reagieren wird. Wird sie die Rahmenbedingungen, die gefordert werden, schaffen? Wenn ja, in welchem Zeitraum? Hier der Originaltext von ArcelorMittal: 

ArcelorMittal informiert über Pläne zur Dekarbonisierung in Europa. 

Der Konzern hat als einen wichtigen strategischen ersten Schritt zur Reduzierung der Emissionen bereits angekündigt, in „wasserstofftaugliche“ DRI-EAF-Anlagen mit geringeren CO2-Emissionen zu investieren, um mehrere Hochöfen in seinem europäischen Geschäft zu ersetzen. In allen Fällen haben die Länder mit Zustimmung der Europäischen Kommission finanzielle Unterstützung für diese Projekte angeboten. 

Die Projekte basierten auf einer günstigen Kombination aus Politik, Technologie und Marktentwicklungen, die Investitionen in die Dekarbonisierung erleichtern würden, indem sie dazu beitragen, die deutlich höheren Kapital- und Betriebskosten auszugleichen, die diese Übergangsstrategie mit sich bringen würde. Dazu gehörte auch die Möglichkeit, Erdgas zu nutzen, bis grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig wird. 

Die europäische Politik sowie das Energie- und Marktumfeld haben sich jedoch nicht in eine positive Richtung entwickelt. Grüner Wasserstoff entwickelt sich nur sehr langsam zu einer tragfähigen Brennstoffquelle, und die erdgasbasierte DRI-Produktion in Europa ist als Übergangslösung noch nicht wettbewerbsfähig. Darüber hinaus weist der CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) erhebliche Schwachstellen auf. Die handelspolitischen Schutzmaßnahmen müssen als Reaktion auf die steigenden Importe aufgrund der Überkapazitäten in China verstärkt werden, und die Bereitschaft der Kunden, für CO2-reduzierten Stahl einen Aufpreis zu zahlen, ist begrenzt. 

Bevor endgültige Investitionsentscheidungen getroffen werden, ist es notwendig, einen vollständigen Überblick über das politische Umfeld zu haben, das sicherstellt, dass die Stahlherstellung mit höheren Kosten in Europa ohne einen globalen CO2-Preis wettbewerbsfähig sein kann. 

Wir erwarten für 2025 mehrere wichtige Entwicklungen, darunter die geplante Überprüfung des CO2-Grenzausgleichs CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism), die Überprüfung der Handelsschutzmaßnahmen und die Veröffentlichung des europäischen Aktionsplans für Stahl und Metalle. Nach Abschluss dieser Initiativen werden die erforderlichen Parameter zur Gestaltung des Geschäftsmodells für Investitionen in die Dekarbonisierung in Europa vorliegen. 

In der Zwischenzeit setzen wir die technischen Arbeiten fort und analysieren auch einen schrittweisen Ansatz, der zunächst mit dem Bau von Elektrolichtbogenöfen beginnen würde, die mit Stahlschrott beschickt werden können, um die Emissionen deutlich zu reduzieren. 

ArcelorMittal setzt sich weiter für die Dekarbonisierung und das Erreichen von Netto-Null bis 2050 ein. Zu den bisher in Europa durchgeführten Aktivitäten gehören:

  • Im Mai haben wir mit dem Bau eines 1,1 Millionen Tonnen Elektrolichtbogenofens (EAF – Electric Arc Furnace) in unserem Langstahlwerk in Gijón, Spanien, begonnen. Dies wird letztlich zu einer Reduzierung von 1 Million Tonnen CO2 führen.
  • Unsere Bemühungen, die Produktion in unserem Flachstahlwerk in Sestao, Spanien – wo wir über zwei EAFs verfügen – bis 2026 auf 1,6 Millionen Tonnen zu steigern, machen gute Fortschritte. Nach der Fertigstellung wird ein Großteil dieser Produktion aus unserem recycelten und erneuerbar hergestellten CO2-armen Stahl XCarb® bestehen. 
  • Mit dem Verkauf unseres CO2-reduzierten Stahls XCarb®, der einen CO2-Fußabdruck von nur 300 kg pro Tonne produziertem Stahl aufweist, sind wir weiterhin marktführend und auf dem besten Weg, den Absatz in diesem Jahr auf rund 400.000 Tonnen zu verdoppeln. 

Die längere Zeitspanne, die für endgültige Investitionsentscheidungen erforderlich ist, wird die Fähigkeit des Konzerns, die Kundennachfrage nach Stahl mit geringen CO2-Emissionen zu decken, nicht beeinträchtigen, da das Modernisierungsprojekt in Sestao die Möglichkeit zur Produktion von Flacherzeugnissen mit geringen CO2-Emissionen erheblich steigern wird. 

Die Überarbeitung der aktuellen Ziele für 2030 wird im kommenden Klimaschutzbericht 3 dargelegt. Die Emissionen der Geschäftstätigkeit des Konzerns in Europa sind seit 2018 um 28,2 % gesunken, was hauptsächlich auf die geringere Produktion aufgrund der schwachen Nachfrage zurückzuführen ist. 

Langfristig bleibt das Unternehmen allen Technologien verpflichtet, die das Potenzial bieten, die Stahlproduktion auf nahezu null zu reduzieren. Dazu gehört auch die Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) – obwohl diese Technologie, wie grüner Wasserstoff, wahrscheinlich erst nach 2030 einen bedeutenden Unterschied machen wird. Im ArcelorMittal-Werk in Gent, Belgien, ist bereits eine CCU-Anlage im industriellen Maßstab in Betrieb, und zwei weitere Pilotprojekte in Gent sind im Gange. 

Aditya Mittal, CEO von ArcelorMittal, kommentiert: „ArcelorMittal setzt sich weiterhin uneingeschränkt für die Dekarbonisierung ein. Es ist das Richtige, sowohl für das Unternehmen als auch für den Planeten. Ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass wir unser Ziel, bis 2050 Netto-Null zu erreichen, noch erreichen können – aber die Art und Weise, wie wir dies erreichen werden, könnte von dem abweichen, was zuvor angekündigt wurde. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, die uns bisher von verschiedenen Regierungen angeboten wurde, um diesen Prozess zu beschleunigen. Aber das Ausmaß der Herausforderung erfordert weitere politische Initiativen, um höhere Investitionen zu ermöglichen. Wir wären gerne schneller vorangekommen. Doch in der Realität ist das regulatorische Umfeld, das erforderlich ist, um den Business Case für Investitionen zu unterstützen, noch nicht vorhanden. Ich hoffe, dass neue Richtlinien eingeführt werden, die einen beschleunigten Übergang unterstützen. Der Green Deal Industrial Plan und der Steel and Metals Action Plan sowie die daraus resultierenden Rechtsvorschriften werden ebenso wichtig sein wie die Regulierung zur Stimulierung der Nachfrage. Zwar haben wir Kunden, die CO2-reduzierten Stahl wollen, aber diejenigen, die dies wollen und bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen, sind immer noch in der Minderheit. Ich gehe davon aus, dass die politischen Entscheidungen, die 2025 getroffen werden, Klarheit darüber schaffen werden, wie wir bei der Dekarbonisierung unserer Werke vorankommen werden, indem wir unser einzigartiges globales Profil, unsere überlegene Technologie und unseren Rohstoffmix sowie unsere branchenführende Innovation nutzen.“

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